«In den Medien muss sich 'fast alles' ändern.» Mit diesen Worten brachte der Soziologe Hauke Brunkhorst vor einem Jahr im Telepolis-Interview auf den Punkt, was kritische Mediennutzer seit geraumer Zeit ansprechen: Die Verwerfungen in den Medien sind gewaltig. Und so verwundert es nicht, dass eine Medienkritik entstanden ist, die grundsätzlicher Natur ist: Sie akzeptiert das Selbstbild, das die «großen Medien» von sich nach außen kommunizieren, nicht mehr.
Die Rolle der Medien als “Hauptwirklichkeitsdeuter” der Gesellschaft ist zerbrochen, ihr Welterklärungsmonopol ist in weiten Teilen aufgebrochen. Mediennutzer setzen sich mit der Berichterstattung teilweise im Detail auseinander, markieren die Schwachstellen und scheuen sich nicht, auf die blinden Flecke bei der Nachrichtenproduktion hinzuweisen.
Im neuen Telepolis-eBook kommen sowohl Journalisten als auch Wissenschaftler zu Wort, die mit ihren Erkenntnissen einer versachlichten und zugleich pointierten Medienkritik den nötigen Halt
bieten.
Wenn etwa die Medienwissenschaftlerin Cornelia Mothes zu dem Ergebnis kommt, dass Journalisten im Umgang mit Informationen längst nicht immer Objektivität als Maßstab anlegen, dann wird verständlich, dass Kritik der Mediennutzer am Objektivitätsverständnis von Journalisten nicht aus der Luft gegriffen ist.
Wenn der Politikwissenschaftler Thomas Meyer sagt, dass die große Meinungsvielfalt in der deutschen Presse Geschichte sei, dann erscheint auch die Kritik in einem anderen Licht, die ebenfalls immer wieder von einer zu einheitlichen Berichterstattung spricht.
Der Schweizer Zeithistoriker Kurt Gritsch beleuchtet die Sphären des politischen Einflusses auf die Medien und erklärt: «Im Nachrichtengeschäft geht es um Interessen, nicht um Wahrheit.» Eine Medienkritik, die tiefer schaut und die Bruchstellen im journalistischen Feld aufzeigt, ist dringend notwendig. An dieser Stelle setzt das Buch an.