Der Ästhet

Eine immerhin recht merkwürdige Geschichte

von Hermann Harry Schmitz

gelesen von Steff Jungen.

Hermann Harry Schmitz war ein feinsinniger und ätzendscharfer Satiriker. Als Sohn eines Fabrikdirektors wuchs er in Düsseldorf auf. Sein zweiter selbstgewählter Vorname "Harry" drückte seine Verehrung für Heinrich Heine, privat Harry, aus. Auf Druck seines Vaters begann er eine kaufmännische Laufbahn. Etwa zeitgleich 1906 begann er auch zu publizieren. Sein literarisches Debüt hatte er mit der Satire "Die Bahnhofsmission" in der Münchner Zeitschrift "Simplicissimus".
1907 lernten ihn die Literaten Herbert Eulenberg und Hanns Heinz Ewers kennen und ermutigten ihn zu weiteren schriftstellerischen Arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt schrieb er fast ausschließlich für die Tageszeitung "Düsseldorfer General-Anzeiger". Nebenher verfasste Schmitz skurrile, zeitkritische Einakter für den Akademischen Verein "Laetitia", eine Verbindung aus Studierenden und Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie. Dennoch, schreiben löste in ihm Panik aus, "aber Erzählen, den freien Fluss der Einfälle und Gedanken heraussprudeln zu lassen und zu immer groteskeren und schaurigeren Pointen zu steigern, das brachte er zur Perfektion. So wurde er bald der beliebteste Alleinunterhalter der - von ihm bespöttelten - bürgerlichen Düsseldorfer." (Cornelie Schmitz-Junghans und Jürgen Schmitz-Thielmann)
Immer wieder trat er in dandyhafter Aufmachung als Conférencier bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auf. Wenig bekannt ist darüber, in welchem Maß seine Texte autobiografisch eingefärbt sind. Sicher ist jedoch, dass er sich das Gros seiner Figuren und der geschilderten Situationen nicht einfach ausgedacht hat, denn hinter dem Skurrilen und Grotesken verbirgt sich der alltägliche Wahnsinn des verstörten Kleinbürgertums im Zeitalter der galoppierenden Industrialisierung. Nicht nur die feine Gesellschaft seiner Heimatstadt, sondern auch andere Erscheinungen der beginnenden Moderne entfachten sein Interesse - beispielsweise die Kultur der frühen Pauschalreisen, die Auswüchse aktueller Modetrends, aber auch den Umgang mit neuer Technik nahm er geradewegs surrealistisch aufs Korn. Kaum ein anderer deutscher Schriftsteller verstand es dieses Milieu und seine Eigenheiten so genau zu sezieren wie Hermann Harry Schmitz.

Seine Grotesken und Tragikomödien waren zu seinen Lebzeiten so erfolgreich, dass sie dem Kurt Wolff Verlag die Herausgabe von damals so gewagten Autoren wie Franz Kafka und Carl Hauptmann, finanziell gesehen, erleichtert haben sollen.
Hermann Harry Schmitz, der auch "Dandy vom Rhein" genannt wurde, war laut Herbert Eulenberg die "wunderlichste Gestalt, die seit dem Verschwinden des Gnomen und Geistes Christian Dietrich Grabbe ... das Pflaster der Stadt Düsseldorf beschritten" habe.

"Schmitz war ein höchst skurriler, gescheiter, begnadeter Satiriker um die Jahrhundertwende, und seine Stücke aus dem bürgerlichen Heldenleben gehören zum Komischsten, das ich je gelesen habe ..." (Elke Heidenreich)

Musik: Steff Jungen
Coverabbildung: Word Cloud, erstellt von hoerbuchedition words and music. Foto: ©Hermann-Harry-Schmitz-Institut Düsseldorf. Coverschrift gesetzt aus der Garamond.

Der Sprecher:

Steff Jungen, Jahrgang 1968, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz. Geisteswissenschaftliches Studium an der Uni Trier, Studien u.a. am Conservatoire de la Ville de Luxembourg, Drummers Collective NYC & der Actorfactory Berlin. Von Hause aus [Rock]Musiker, kam er - nach vielen Jahren auf Tournee und verschiedensten Live- und Studioproduktionen als Multiinstrumentalist, Sänger, Produzent, Komponist & Arrangeur, über den Schauspielunterricht schließlich zum sprechen. Hier ist er in den Bereichen Voiceover, Doku, Imagefilm, Hörbuch & Hörspiel, Podcast, E-Learning und seit 2018 auch als Synchronsprecher tätig.
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глас
Steff Jungen
Година на публикуване
2019
Вече чели ли сте я? Какво мислите за нея?
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